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Neukleid ist offline

Neukleid ist offline – Ein Abschied und ein Neuanfang

Mit einem wehmütigen, aber auch klaren Blick nach vorne möchten wir euch mitteilen: Das Projekt Neukleid ist beendet.
Wir haben uns bewusst und gemeinsam dazu entschieden, Neukleid nicht weiterzuführen. Die Webseite ist offline, und auch in der realen Welt verabschieden wir uns von dem Raum, der für uns viel mehr war als nur ein Projekt.

Diese Entscheidung ist nicht leichtgefallen. Neukleid war für uns nicht einfach nur ein kreatives Vorhaben – es war Vision, Experimentierfeld, Begegnungsraum und ein Versuch, neue Formen des Zusammenarbeitens, Gestaltens und Lebens zu erproben. Wir wollten mit Neukleid einen Ort schaffen, an dem andere Regeln gelten durften – jenseits von Konsumlogik, jenseits von Marktzwängen, jenseits von schnellen Ergebnissen. Einen Ort, der sich aus der Tiefe speist, nicht aus der Oberfläche.

Doch wie das mit besonderen Orten so ist: Sie entstehen aus der Energie der Menschen, die sie tragen – und sie verändern sich mit den Lebenswegen dieser Menschen. Unsere Wege haben sich in den letzten Monaten verändert. Nicht aus Streit, nicht aus Enttäuschung – sondern aus der ehrlichen Erkenntnis heraus, dass jede:r von uns gerade in eine andere Richtung schaut, neue Fragen stellt, eigene Visionen verfolgt.

Wir sind nicht gescheitert – wir haben etwas versucht. Und wir haben viel gelernt.


Ein Rückblick auf Neukleid

Als wir Neukleid ins Leben gerufen haben, hatten wir ein gemeinsames Bedürfnis: Räume zu schaffen. Nicht nur physische Räume – auch geistige, kreative, soziale. Räume, in denen man ankommen kann, ohne sich erklären zu müssen. Räume, in denen nicht gleich alles ein Produkt sein muss. Räume, in denen etwas wachsen darf, das man vorher nicht genau benennen konnte.

Wir wollten einen Ort schaffen, der sich nicht sofort erschließt. Einen Ort, der sich entwickeln darf, mit allen, die daran teilhaben. Wir wollten Dinge sichtbar machen, die oft im Verborgenen bleiben: Prozesse statt Resultate, Stille statt Lärm, Fragen statt Antworten.

In der Anfangszeit war alles offen, alles neu. Die Aufregung, die Vorfreude, die kreative Energie – sie waren spürbar. Wir haben gestaltet, gebaut, getextet, gestritten, gelacht, gezweifelt, diskutiert, gefeiert. Es war eine dichte, intensive Zeit. Und jede:r von uns hat in dieser Phase etwas von sich selbst in Neukleid gelegt.

Viele von euch haben uns begleitet – als Besucher:innen, als Kritiker:innen, als Freund:innen. Ihr habt uns Mut gemacht, uns gespiegelt, euch irritieren lassen und euch mit uns auf dieses offene Terrain begeben. Dafür sind wir unendlich dankbar. Ohne euch wäre Neukleid nie das geworden, was es war.


Warum wir aufhören

Das Ende von Neukleid ist keine Niederlage. Es ist ein bewusst gewählter Abschluss. Wir haben lange darüber gesprochen, abgewogen, uns Zeit gelassen. Am Ende war da ein gemeinsames Gefühl: Dass unsere Kraft, unsere Aufmerksamkeit und unsere Energie an einem anderen Ort gebraucht werden – in neuen Kontexten, mit neuen Menschen, auf neuen Wegen.

Es ist wichtig, loslassen zu können. Nicht aus Resignation, sondern aus Respekt vor dem, was war – und dem, was kommt.

Manchmal ist das Schönste, was man einem Projekt geben kann, ein würdiger Abschied. Keine ewige Verlängerung aus Pflichtgefühl, keine halbherzige Fortsetzung, kein müder Kompromiss. Sondern ein offenes Ende.

Wir glauben, dass jedes Projekt – besonders ein freies, suchendes wie Neukleid – auch ein natürliches Ende haben darf.


Was bleibt

Auch wenn Neukleid als Ort und Projekt zu Ende ist – das, was es in uns bewegt hat, bleibt. Die Erfahrungen, die Begegnungen, die geteilten Träume. Die Fragen, die uns begleitet haben. Die Erkenntnisse, die gewachsen sind.

Vielleicht ist das Wichtigste, was wir gelernt haben: Dass es Mut braucht, Dinge anzufangen. Und noch mehr Mut, sie zu beenden. Dass gemeinsames Arbeiten immer auch ein gemeinsames Aushandeln ist. Dass Räume Zeit brauchen. Und dass Offenheit kein Zustand ist, sondern eine Haltung, die man täglich neu üben muss.

Neukleid war für uns ein intensiver Lernraum. Nicht alles ist gelungen, nicht alles hat funktioniert. Aber genau das war Teil der Idee: sich dem Ungewissen auszusetzen. Nicht zu wissen, was passiert. Und gerade darin Sinn zu finden.


Wie es weitergeht

Jede:r von uns geht nun eigene Wege. Manche leiser, manche lauter. Manche in neue Projekte, manche in alte Fragen. Manche sichtbar, manche im Verborgenen.

Vielleicht kreuzen sich unsere Wege wieder. Vielleicht entsteht irgendwo etwas Neues aus dem Geist von Neukleid. Vielleicht bleibt es einfach eine Erinnerung, ein Impuls, eine Spur.

Was wir euch sagen wollen: Wir sind da – auf andere Weise. Und wir nehmen all das mit, was wir gemeinsam mit euch erleben durften.

Wenn ihr uns schreiben wollt, tut das gerne. Wir freuen uns über jedes Zeichen.


Danke

An euch, die ihr neugierig wart.
An euch, die ihr kritische Fragen gestellt habt.
An euch, die ihr mit uns gesucht, gebaut, gestaltet habt.
An euch, die ihr einfach nur da wart.

Und an Neukleid selbst – diesen schillernden, widersprüchlichen, manchmal anstrengenden, oft wunderschönen Ort, der uns verändert hat.

Wir schließen dieses Kapitel mit Dankbarkeit und Wehmut.
Und mit offenem Herzen für das, was kommt.

Eure ehemaligen Neukleider:innen
🖤